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Moin, mein Name ist Jörn Steinz und ich bin Gründer und Geschäftsführer der Innovationsberatung Innominds aus Hamburg und seit inzwischen über 7 Jahren begeisterter Design Thinking Trainer. In dieser Episode des DHBW Podcasts gebe ich praktische Tipps, wie auch Sie Design Thinking für sich nutzen können. Damit Sie die Methode direkt mal ausprobieren können, nehmen Sie sich doch gerne ein Blatt und einen Stift für eine kleine Aktivität zur Anhand.

Design Thinking Beispiel aus der Hochschule

Wir verbringen viele Jahre unseres Lebens an der Hochschule, aber nun überlegen Sie doch mal an welche Unterrichtsstunden Sie sich in den letzten 12 Monaten erinnern? Es sind wahrscheinlich wenige – und die Momente, die Ihnen einfallen sind vermutlich oft eher zufällig entstanden. Die anregende Diskussion, ein Lob, etwas was Sie überrascht hat, eine Erkenntnis, eine Exkursion, eine Feier… aber die meisten Tage erscheinen auch Ihnen wahrscheinlich wie ausgelöscht. Ist das nicht schade?

Wie wäre es hingegen, wenn Sie als Lehrende und Studierende bewusst Momente schaffen könnten, die sie auch nach Jahren noch gerne reflektieren? So wie Steven Spielberg Filmmomente inzensiert, die Sie ein Leben lang im Gedächtnis behalten. So können auch Sie als Lehrende und Studierende, ja natürlich jeder von uns in nahezu allen Lebenslagen Momente kreieren, die in Erinnerung bleiben.

Nun, warum bleiben uns nur so wenige Momente in Erinnerung? Der Hauptgrund, liegt in der Gleichförmigkeit. Überlegen Sie doch mal, was Sie einem Freund von Ihrem Urlaub berichten. Es ist nicht wie ordentlich das Bett jeden Tag im Hotel gemacht wurde oder wie Sie 15 Stunden lang an Ihren Urlaubsort gefahren sind. Sondern es wird eher die Wanderung zu einem Gipfel sein, die Radtour, die Wildwasserfahrt oder die außergewöhnlich unterhaltsame Show, von denen sie berichten. An was wir uns leicht erinnern sind also generell neue, unerwartete und außergewöhnliche Erlebnisse – die noch dazu bei uns ein gutes Gefühl erzeugen. Psychologen bezeichnen dies auch als das Peak Moments Prinzip, wir erinnern uns also an Spitzenmomente.

Für den Kontext der Hochschule bedeutet dies, wenn Unterricht “wie immer” abläuft, gerät vieles schnell in Vergessenheit. Nutzen Sie diese Erkenntnis und versuchen Sie doch mal bewußt Kontraste und Spitzenmomente in Ihrem Unterricht zu integrieren.

An dieser Stelle mag der eine andere nun sagen, “so, so und wie mache ich das? Ich bin doch gar nicht so kreativ wie ein Steven Spielberg!”

Dazu möchte Ihnen ein ganz einfaches, aber sehr mächtige Instrument aus dem Design Thinking vorstellen, mit dem jeder Ansatzpunkte für Spitzenmomente finden kann.

Was ist Design Thinking?

Auf einer sehr hohen Ebene sprechen wir davon, dass Design Thinking ein Prozess zur kreativen Problemlösung ist, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Das ist die große, generelle Idee.

Design Thinking stammt aus dem Silicon Valley ist inzwischen elementarer Bestandteil und DNA der erfolgreichsten Unternehmen, und Dank der Förderung durch SAP Gründer Hasso Plattner auch in Deutschland zunehmend populär. Design Thinking gibt Ihnen einerseits einen klaren 5-stufigen Prozess an die Hand, dem Sie folgen können, um Lösungen zu entwickeln. Darüber hinaus ist Design Thinking aber auch ein Mindset / eine Philosophie, eine Haltung die im Kern darauf basiert, dass man fortwährend versucht die Bedürfnisse von Menschen mit einem wünschenswerten Erlebnis zu erfüllen. Damit das funktioniert, muss ich versuchen die Welt aus den Augen meiner Zielgruppe zu sehen und zu verstehen.

Die 5-Stufen im Design Thinking sind

1) relevante Bedürfnisse finden, d.h. Bedürfnisse, die es wert sind bedient zu werden

2) Erkenntnisse aus Phase 1 als Challenge in Form einer Wie könnten wir Frage formulieren

3) Ideen entwickeln

4) Ideen schnell sichtbar machen in Form einer Visualisierung, so dass wir die Ideen anderen teilen können

5) Schnell testen, Feedback erhalten, lernen und anpassen, um die Idee weiterzuentwickeln

Wie bringen Sie die Hörer*innen dazu, Ihren Input auf die eigene Situation zu übertragen und ins Tun zu kommen?

Praktisches Design Thinking Beispiel aus dem Kontext der Hochschule

Lassen Sie uns dazu eine nun eine kurze, einfache aber sehr mächtige Übung machen. Sie brauchen dazu lediglich ein Blatt und einen Stift.

Die Übung, die ich Ihnen vorstellen möchte heißt Journey Mapping und Sie dient ganz generell dazu Ansatzpunkt für Verbesserungen zu identifizieren. Im Design Thinking betrachten wir alles als Journey, also als Reisen mit Momenten. Und ein Journey kann alles sein. Ein Urlaub, das Buchen eines Tickets über eine App, der Besuch einer Website oder eines Restaurants, eine Bahnfahrt, ein Anruf im Kundencenter, oder eben z.B. auch eine Unterrichtsstunde.

Und so gehen Sie für das Journey Mapping vor: Nehmen Sie ein Blatt quer und schreiben Sie in die erste Zeile nebeneinander alle Schritte auf, wie eine bestimmte Unterrichtseinheit abläuft.

Z.B. :

Studierenden kommen in den Raum und suchen sich Plätze, Begrüßung, Ausblick auf das heutige Thema, Erklärung des Themas, praktische Einzelübungen, Gruppenübungen und Ergebnispräsentation, zum Schluß noch eine Fragerunde und eine Zusammenfassung.

Anschließend ziehen unter Ihre Schritte eine horizontale Linie, so etwa in der Mitte des verbliebenen Restes des Blattes. Und nun versuchen Sie sich in die Rolle Ihrer Studierenden zu versetzen. Wie fühlen sie sich wohl bei jedem Schritt?

Wenn es neutral ist, markieren Sie einen Punkt auf Ihrer Linie. Wenn Ihre Studierenden sich bei einem Schritt gut fühlen, markieren Sie einen Punkt über der Linie und wenn der Bereich eher ein schlechtes Gefühl verursacht, dann setzen Sie einen Punkt unter die Linie. Verbinden Sie nun die Punkte. Sie haben damit eine Gefühlslinie Ihrer Zielgruppe erstellt.

Schauen Sie sich nun die extremsten Ausschläge im Guten wie im Schlechten an und versuchen Sie aus der Sicht Ihrer Studierenden zu beschreiben, was schlechte Gefühle verursacht und was gute Gefühle auslöst. Schreiben Sie die Ursachen als Stichpunkte direkt an den jeweiligen Punkt auf Ihrer Gefühlslinie. Ihre Journey Map zeigt nun den Status quo.

Als nächstes betrachten Sie die Punkte, die ein schlechtes Gefühl verursachen und überlegen, was Sie gegebenenfalls tun könnten, um das Gefühl zu verbessern. Fühlen sich Studierende z.B. unsicher, fragen Sie sich wie Sie and dieser Stelle mehr Sicherheit schaffen könnten. Betrachten Sie anschließend die besten Punkte und fragen Sie sich, was kann ich tun, um aus einem guten Moment einen Spitzenmoment für meine Zielgruppe zu machen?

Wählen Sie nun die Ideen aus, die mit dem geringsten Aufwand, die größte Verbesserung erwarten lassen und überlegen Sie, wie Sie diese Ideen im Unterricht möglichst einfach testen könnten. Probieren Sie es dann einfach Mal aus. Fragen Sie nach der Stunde Ihre Studierenden, wie sie die Änderung wahrgenommen haben. Wenn es gefallen hat, machen Sie mehr davon, ansonsten probieren Sie eine andere Idee…

Je mehr Sie dieses Vorgehen nutzen, desto mehr werden Sie Ihr kreatives Selbstvertrauen entwickeln. Und dies ist vielleicht der Größte Nutzen von Desing Thinking – nämlich das eigene Vertrauen zu stärken, dass Sie für welches Problem auch immer eine Lösung finden können, denn Sie haben mit Design Thinking einen Prozess, den Sie leitet.

Zusammenfassung

Zusammenfassend gebe ich Ihnen mit:

Erstens, Betrachten Sie alles in der Welt als Journey, als Reise und Momente, die gestaltet werden können.

Zweitens, Jeder von uns kann viel kreativer sein, als bisher => je mehr Sie Design Thinking praktizieren, desto mehr werden Sie Ihr kreatives Selbstbewusstsein entwickeln

Drittens Seien Sie offen dafür, Dinge auszuprobieren. Warum nicht zu Beginn einer Unterrichtsstunde Linkin Park spielen, während die Studierenden sich einen Platz suchen – vielleicht sind sie dann direkt aufmerksamer und engagierter?

Man muss nicht direkt die perfekte Antwort haben. Fangen Sie an, etwas zu verändern, und lernen Sie dann von Ihren Zielgruppen, was funktioniert und wie Sie es dann Schritt für Schritt noch besser machen können.

Wie sagte schon unser Landsmann Goethe vor 200 Jahren. Es gibt nichts Gutes außer man tut es. In diesem Sinne, Ihnen weiterhin viel Erfolg!

Jörn Steinz (MBA)

Gründer & Geschäftsführer INNOMINDS – Design Thinking Training & Consulting